Angriffe auf CSDs erreichen 2025 Rekordniveau

Interview mit Lea Lochau von der Amadeu Antonio Stiftung. Die CSDs in Deutschalnd werden bewusst von Rechtsextremisten angegriffen, denn die Queer Community widerspricht dem völkischen Familienbild. Andererseits gab es in Deutschland noch nie so viele CSDs wie in diesem Jahr.

Zusammenfassung (KI-basiert)

Lea Lochau stellt die Ergebnisse eines Monitorings zu Angriffen auf Christopher-Street-Day-Demos (CSDs) in Deutschland von Juli bis September 2025 vor. Es wurden Daten aus Medien- und Social-Media-Monitoring, einer Umfrage unter CSD-Veranstalter:innen sowie Analysen von CeMAS und DMOC ausgewertet. Schwerpunkte waren die Zunahme rechtsextremer Störungen, die Rolle der Lokalpresse, die strategische Bedeutung von Queerfeindlichkeit für Rechtsextreme und die gesellschaftlichen Auswirkungen.

Inhalt:

Deutlicher Anstieg der Angriffe auf CSDs: Im Jahr 2025 wurden rund 110 Störungen dokumentiert, fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Davon waren 53 nachweisbar durch rechtsextreme Akteure verursacht.

Rechtsextreme Gegenveranstaltungen als Strategie: Es wurden 43 rechtsextreme Gegenveranstaltungen gezählt, die in ihrer Heftigkeit und Teilnehmerzahl stark variierten (z.B. 5 Personen in Bingen am Rhein, 450 in Bautzen). Diese Strategie ist seit dem Vorjahr etabliert und wird auch vom Verfassungsschutz beobachtet.

Zusammenhang mit Wahlergebnissen: Die Auswertung zeigt, dass CSDs besonders dort häufiger angegriffen werden, wo die AfD bei der Bundestagswahl 2025 über 20 Prozent erzielt hat.

Rolle der Lokalpresse: In einigen Fällen werden rechtsextreme Narrative von der Lokalpresse übernommen oder nicht kritisch hinterfragt, was zur Verharmlosung der Bedrohungslage und zum Fehlen der Betroffenenperspektive führt. Ursachen sind mangelnde Sensibilisierung oder in Einzelfällen auch queerfeindliche Einstellungen.

Queerfeindlichkeit als Mobilisierungsfaktor: Queerness wird von Rechtsextremen als Gegenentwurf zum völkischen, heteronormativen Familienbild gesehen und gezielt als emotional aufgeladener Mobilisierungsfaktor genutzt. Antifeminismus, Queer- und Transfeindlichkeit sind zentrale Bestandteile rechtsextremer Ideologie und werden strategisch eingesetzt, um Anschlussfähigkeit in konservativen Milieus zu schaffen.

Diskursverschiebung und Entsolidarisierung: Es wurde eine Verschiebung im öffentlichen Diskurs festgestellt, die zu einer Normalisierung rechtsextremer Positionen und einer Entsolidarisierung mit Minderheiten führt (z.B. keine Regenbogenflagge mehr am Bundestag mit Verweis auf Neutralität).

Wachstum und Widerstand der CSD-Bewegung: Trotz der Angriffe wächst die CSD-Bewegung weiter, insbesondere im ländlichen Raum. Die Zahl der CSDs ist um über 40 gestiegen. Veranstalter:innen professionalisieren ihre Sicherheitskonzepte und arbeiten verstärkt mit zivilgesellschaftlichen Gruppen zusammen, um Sichtbarkeit und Solidarität zu stärken.



CSD-Report – Lea Lochau – Langversion

Langversion des Interviews.